Strahlende Weihnachtsgrüße


Es ist eine echte Staßfurter Weihnachtstradition: Mitglieder des Jugendblasorchesters spielen in der Klinik.

Elli Brandt kann kaum still sitzen bleiben auf ihrer Gehhilfe. Die 84-Jährige freut sich, ist gerührt. Sie summt leise die Melodien mit, die sie hört. Im Flur vor ihrem Zimmer im Staßfurter Klinikum stehen Mitglieder des Jugendblasorchesters und geben weihnachtliche Weisen zum Besten. „Das ist schön und neben den Besuchen, die man bekommt, muntert die Musik auf“, sagt Elli Brandt.

Ihr Weihnachtsfest hat sich die Güstenerin ganz anders vorgestellt. Bei zwei Stürzen hat sie sich Wirbelbrüche zugezogen. Operation und Bewegungsübungen. „Ich muss langsam zurückfinden“, sagt die Seniorin. Ein Lichtblick ist, dass sie noch vor Neujahr zurück nach Hause kann. Doch Heiligabend und die folgenden Feiertage verbringt Elli Brandt im Krankenhaus. „Dass die Musiker herkommen, an uns denken, das bewegt mich“, sagt sie.

Ein schönes Lob für die Instrumentalisten. Ihr musikalischer Weihnachtsgruß findet seine Resonanz. Und die Musiker wissen um die Reaktionen. „Die Leuten freuen sich, wenn wir kommen. Einige reagieren sogar sehr emotional“, sagt Peter Roskoden, der Leiter des Jugendblasorchesters.

Er erinnert sich an Patienten, die leise mitsingen und dabei Tränen in den Augen haben. Oder an Kranke, die sich durch die Musik plötzlich in ihre eigene Kindheit zurück versetzt sehen und sich an so manches Lied erinnern. „Das ist für uns die schönste Motivation zu spielen“, sagt der musikalische Leiter.

So waren zu Heiligabend die Musiker zuerst wieder im Altenpflegezentrum St. Johannis am Luisenplatz zu hören, bevor sie dann auf verschiedenen Stationen des Krankenhauses spielten. „Wir machen das schon sehr lange“, sagt Christoph Kamrad, Vereinsvorsitzender des Jugendblas- orchesters. „Ich selbst bin 15 Jahre dabei, schon damals gehörten die Besuche in Klinik und Pflegeheim dazu.“

Zu den Weihnachtsständchen kommen ungefähr die Hälfte der Musiker zusammen. Alles ist ehrenamtlich und in der Freizeit. „Aber vielen ist es ein Anliegen, dabei zu sein“, sagt Christoph Kamrad.

Die Musik, die das Jugendblasorchester in den Häusern spielt, gehört zum Kernrepertoire des Ensembles.

Quasi die musikalische Bibel ist ein Heft mit „27 Liedern zur Weihnachtszeit“ in leicht zu spielenden Sätzen. „Wir wollen hier kein Konzertprogramm auf die Beine stellen, sondern wir wollen den Senioren und Patienten Weihnachtslieder darbringen. Melodien, die ihnen vertraut sind und die sie deshalb berühren“, so Leiter Peter Roskoden.

Für seine Musiker bilden die Musiken in Klinik und Pflegezentrum den Jahresabschluss. Dann gehen alle in ihre eigene Weihnachtspause. Aber schon bald im neuen Jahr trifft sich das Jugendblasorchester wieder. Am ersten Freitag im Januar ist wieder Probe angesagt. Ein wichtiges Jahr steht vor den Musikern. Das Jugendblasorchester denkt an sein 25-jähriges Bestehen seit der Neugründung nach der Wende. Vereinschef Christoph Kamrad kündigt an, dass dieses Jubiläum gefeiert wird. So beim Frühlingskonzert im April im Salzlandtheater.

Vielleicht sitzt dann auch Elli Brandt aus Güsten in den Reihen der Zuhörer. Seit Weihnachten ist die „Fan“ des Jugendblasorchesters, sagt sie.

verfasst von Daniel Wrüske (Volksstimme Staßfurt)

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